Gerade einmal zwei Wochen in Armenien und wir durften bereits unsere erste große Inlandsreise antreten. Traditionell werden im Ausland Lebende und Arbeitende von ihren Botschaften zu unterschiedlichen Veranstaltungen eingeladen. So kamen wir kurz nach unserer Ankunft in Armenien bereits in den Genuss einer Reise zum Sewansee, denn dorthin wurden wir vom österreichischen Botschafter für Armenien eingeladen. Gemeinsam mit anderen Auslandsösterreichern feierten wir den Amtsantritt des Botschafters, Thomas Mühlmann.
Um zum Sewansee zu gelangen, war ein kleiner Umweg über die Hauptstadt Yerevan nötig, den wir für ein erstes Sightseeing der Hauptstadt nutzten.
Yerevan – eine der ältesten Städte der Welt
Mit etwas mehr als 1 Million Einwohner:innen lebt in der Hauptstadt etwa ein Drittel der armenischen Bevölkerung. Yerevan zählt zu den ältesten Städten der Welt und feierte im Jahr 2018 seinen 2.800 Jahrestag.
Seine strategisch gute Lage führte in der Vergangenheit häufig zu Kämpfen um das Gebiet und die Stadt. Während der Herrschaft der russischen Zaren erhielt die heutige Innenstadt schachbrettartig angelegte Straßen. Sein heutiges Stadtbild hat Yerevan dem Architekten Alexander Tamanjan zu verdanken, der radikale Veränderungen vornahm. So wurden zwischen 1926 und 1941 bestehende Gebäude abgerissen und ein Wasserkraftwerk, das Opern- und Ballettheater und der Republikplatz nach seinen Plänen errichtet. Gebaut wurde mit rotem Tuffstein, der die Stadt heute in zartes rot färbt. Immer wiederkehrende Rundbögen an Häusern sowie breite Straßen und große Grünflächen sind ebenfalls auf Tamanjan zurückzuführen. In den zahlreichen Parks finden sich heute Cafés und Kinderspielplätze.
Unser Tipp: Yerevan ist für Liebhaber von Städtereisen definitiv noch ein Geheimtipp. Die Stadt erlebt einen Aufschwung im Bereich Tourismus, ist aber nicht überlaufen. Cafés, Bars, Restaurants, Märkte und Boutiquen öffnen hier auch am Wochenende.
Zu Fuß die Stadt erkunden
Yerevan verfügt über eine Metro, ist aber leicht zu Fuß zu erkunden. Auch die Fahrt mit dem Taxi ist recht günstig. Nachdem wir unser Hostel nahe dem Stadtzentrum bezogen hatten, ging es auch schon auf Erkundungstour in den Stadtkern.
Cafesjian Center for the Arts - stilvolles Ambiente
Seit seiner Eröffnung 2009 zeigt das Cafesjian Center for the Arts Werke moderner und zeitgenössischer Kunst. Darunter wichtige Schöpfungen seines Gründers Gerard L. Cefesjian. Eingebettet in eine wunderschöne Parkanlage finden sich modernen Skulpturen. Umsäumt wird die Grünanlage von Cafés und mit etwas Glück genießt man den Blick auf das Cafesjian Center bei Wiener Melange und Apfelstrudel ;-).
Die Kaskade des Cafesjian Center for the Arts führt zu einem hochgelegenen Aussichtspunkt mit atemberaubendem Blick über die Stadt. An einem klaren Tag sieht man von hier bis zum Mount Ararat.
Auf dem großen Platz am Treppenende erinnert heute ein Obelisk an das ehemalige Sowjet-Armenien. Errichtet wurde dieses Monument zum 50. Jahrestag der Zugehörigkeit zur Sowjetunion.
Ein Blick zur Seite und wir finden eine uns bekannte Statue wieder. Nahe dem Obelisken befindet sich die Statue der Mutter Armenien.
Mutter Armenien - sie wacht über die Stadt
Die Mutter Armenien befindet sich auf einem Hügel im Siegespark und wacht über die Stadt. Sie ersetzt das Monument Stalins, das für den ehemaligen Diktator an diesem Standort errichtet war und 1962 abgebaut wurde.
Ihr 36 Meter hoher Sockel beherbergt ein Militärmuseum. Das Denkmal der Mutter Armenien findet man auch in der zweitgrößten Stadt und unserem neuen Wohnort Gyumri. Dort haben wir die Mutter Armenien erst ein paar Tage zuvor besucht.
Platz der Republik oder Hraparak
Der Platz der Republik ist der zentrale Platz der Hauptstadt. Der ovale Kreisverkehr im Zentrum zeigt ein steinernes Muster, das wie ein Teppich aussieht. Dahinter liegt ein Brunnen mit einer Wasserorgel aus 2750 Fontänen. Abends zieht uns laute Musik magisch zum Platz der Republik und wir erleben ein exklusives Konzert mit tanzenden Wasserfontänen. Wie sich herausstellt, gibt es von Mai bis Oktober jeden Abend Wasserspiele.
Umrandet wird der Platz von zwei Regierungsgebäuden, dem Geschichtsmuseum, der Nationalgalerie sowie dem Außenministerium. Die Bauten aus gelbem und rotem Tuffstein geben dem Platz ein gewisses Etwas.
Das Opern- und Ballett-Theater - schlicht und doch pompös
Dieses befindet sich ebenfalls im Zentrum der Hauptstadt und wurde von Alexander Tamanjan entworfen. Die Rundbögen und der klare Baustil sind typisch für seine Architektur. Die Oper spiegelt den Baustil der umliegenden Gebäude wider.
Blaue Moschee - letztes Denkmal persischer Herrschaft
Die blaue Moschee ist das letzte verbliebene Denkmal aus der persischen Herrschaft, die bis zum frühen 19. Jahrhundert andauerte. Der Rosengarten vor der Moschee lädt zum Spazieren und Entspannen ein. Die Moschee diente während der Sowjetzeit als Museum. Seit 1999 sind die Tore wieder für islamische Gebete geöffnet.
Eine Reiseführerin und Lehrerin bietet uns eine kleine Führung an. Wie sich herausstellt, studiert ihr Sohn Medizin in Graz. Sofort wendet sie ihre ausgezeichneten Deutschkenntnisse an. Wie klein die Welt doch ist.
Kathedrale des Heiligen Gregor des Erleuchters - im modernen Baustil
Auf unserem Rundgang durch die Stadt passieren wird die weltweit größte armenisch-apostolische Kathedrale, die gleichzeitig das zweitgrößte Gotteshaus Transkaukasiens ist.
In dieser Kirche befinden sich die Reliquien des Heiligen Gregor des Erleuchters. Kurz nach der Kirchweihe 2001 besuchte Papst Johannes Paul II. die Kathedrale.
Circular Park - das grüne Herz Yerevans
Die Kathedrale des Heiligen Gregor des Erleuchters steht am Beginn des 2,5 km langen Circular Park. Diese Grünanlage zieht sich durch den Stadtkern und bietet Platz für Skulpturen und Statuen. Kleine Seen, Restaurants, Spielplätze und Cafés säumen den grünen Gürtel.
Im sonnigen, warmen Yerevan eignen sich die Bäume im Park perfekt als Schattenspender.
Der alte Stadtteil und sein Charme
Um nicht nur den luxuriösen Stadtkern zu erleben, schlendern wir von unserem Hostel in Richtung eines alten Stadtteiles. Fasziniert gehen wir durch die Straßen, die ein ganz anderes Yerewan zeigen.
Atemberaubend ist der Blick auf den Mount Ararat, der aus jedem freien Winkel dieses Stadtteiles hervorblitzt.
Mount Ararat - das Nationalsymbol Armeniens
Der Mount Ararat ist ein ruhender Vulkan und mit 5137 m der höchste Berg der Türkei. Auf dem Berg Ararat soll die Arche Noah nach der Sintflut gestrandet sein. Er gilt als Nationalsymbol Armeniens, auch wenn der Berg nicht mehr im Land liegt.
Da Yerevan eine Stadt mit vielen Hügeln ist, bietet sich von vielen Stadtteilen ein wunderbarer Blick auf den Mount Ararat. Leider zeigt er sich uns meistens in eine Wolkendecke gekleidet.
Ein zu kurzer Besuch am Sewansee
Da wir von der österreichischen Botschaft in Armenien zu einem Get-together eingeladen werden, folgen wir dieser Einladung gerne. Nach einer 50-minütigen Fahrt von Yerevan zum Sewansee treffen wir im Best-Western Hotel auf weitere Österreicher:innen, die es beruflich nach Yerevan verschlagen hat. Bei einem gemeinsamen Abendessen mit lokalen Spezialitäten wir viel geplaudert und gelacht.
Der größte Süßwassersee des gesamten Kaukasus liegt 1900 m über dem Meeresspiegel und ist mit 11°C etwas zu frisch für einen Sprung ins kühle Nass. Deshalb genießen wir den wunderbaren Ausblick auf den See und das ausgezeichnete Essen. Es war aber sicher nicht unser letzter Besuch hier, denn die Umgebung im kleinen Kaukasus lädt auch zu schönen Wanderungen ein.
Der Hauptbahnhof - Rückfahrt nach Gyumri mit dem Zug
Vom Hauptbahnhof Yerewans geht unsere Reise am nächsten Tag wieder zurück nach Gyumri. Der Bahnhof ist ein Endbahnhof und stellt eine wichtige Verbindung nach Georgien sowie zu den beiden armenischen Städten Gyumri und Jerasch dar.
Überrascht über die modernen Waggons mit 3-reihigen Sitzen, genießen wir während der dreistündigen Fahrt die Aussicht auf Mount Aragaz und kommen mit vielen neuen Eindrücken in Gyumri an.
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